JEV`s Osterseminar

Das Osterseminar der JEV fand vom 22. bis 28. März in Budyšin/Bautzen, Deutschland, zum Thema „Know your rights“ statt. Es war die zweite Veranstaltung der JEV im Jahr 2024, nach dem Activist Skills Training in Berlin im Februar. In diesem Jahr wurde das Osterseminar von der JEV und Pawk e.V. (Serbske młodźinske towarstwo/Jugendgruppe der Lausitzer Sorb*innen in Budyšin) organisiert. Unterstützt wurde das Seminar von der europäischen Jugendstiftung des Euroapparats, von der Stiftung für das sorbische Volk, dem Landtag Brandenburg, dem Sächsischen Landtag und der Domowina.

 

 

Das Osterseminar unterstützt den Austausch, die Vernetzung und die Auseinandersetzung mit Minderheitenfragen zwischen jungen Menschen in ganz Europa. Wir freuten uns beim Osterseminar rund 30 junge Menschen aus ganz Europa und darüber hinaus in der Lausitz begrüßen zu können, darunter auch einige neue Gesichter aus der bretonischen und aromunischen Minderheit. Als zweite JEV-Veranstaltung des Jahres zum Thema „ACTivism“ im Jahr 2024 konzentrierte sich das Osterseminar auf die Rolle von Aktivismus und Engagement in Jugendorganisationen für autochthone, nationale, ethnische und sprachliche Minderheiten. Während des einwöchigen Seminars wurden die Teilnehmer*innen ermutigt, ihre unterschiedlichen Situationen als Minderheiten in Europa und darüber hinaus zu diskutieren, ihre Forderungen in die Tat umzusetzen und über ihre Rechte nachzudenken.

Die Teilnehmer*innen kamen am Freitagabend an und lernten sich bei Aufwärmspielen und Eisbrechern vor dem ersten gemeinsamen Abendessen kennen. Am Samstag wurde das Osterseminar offiziell mit einer großen Eröffnungsfeier im Serbski muzej/Sorbischen Museum eröffnet. Es gab Ansprachen von lokalen Vertreter*innen und Politiker*innen wie Karsten Vogt (Bürgermeister von Bautzen), David Statnik (Präsident der Domowina), Judith Scholze (von der Domowina und Alumni der JEV), Jan Budar (von der Stiftung für das sorbische Volk und Alumni der JEV) und Natalie Pawlik (Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten in Deutschland) sowie Mitglieder*innen von PAWK und dem Vorstand der JEV. Die Teilnehmer*innen und Gäste erlebten wunderbare traditionelle Tänze des lokalen Folkloreensembles Serbski Folklorny Ansambl WUDWOR. Es folgte eine Stadtrundgang im Regen, bei der wir das märchenhafte Budyšin/Bautzen erkundeten, bevor am Nachmittag die Teambuilding-Workshops begannen. PAWK organisierte auch einen wunderbaren Abend voller sorbischer Musikvideos.

Das erste Mal fand inhaltlich der Workshop am Sonntag zum Thema „Minderheitenrechte sind Menschenrechte“ statt, bei dem sich die Teilnehmer*innen mit internationalen, nationalen und regionalen Dokumenten befassten. Die Teilnehmer*innen wurden dazu angeregt, über ihre eigenen Rechte und Pflichten im Rahmen demokratischer Prozesse nachzudenken. Sie wurden im Laufe der Woche in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei sich die größere Workshop-Gruppe auf das Thema „Know Your Rights“ konzentrierte, in der sie ihre ersten Begegnungen mit Rechtsdokumenten hatten und die individuelle rechtliche Situation ihrer Minderheiten erörtern konnten. Die kleinere Umsetzungsgruppe darauf abzielte, Kapazitäten zum Thema Minderheitenrechte aufzubauen, wobei der Schwerpunkt auf dem Wohlbefinden der Aktivisten, der Vernetzung und dem Austausch von Ideen für Aktionen lag. Unsere hervorragenden Trainer*innen Cihan Kilic, Mareike Schwartz und Maya Doneva sowie unser Trainer in Ausbildung Mikel Aguirre Herrero leiteten die beiden Gruppen. Am Abend fand der berühmte Culture Exchange Market der JEV statt, bei dem die Teilnehmer*innen Lieder, Geschichten, Speisen und Getränke ihrer Minderheiten vorstellten und wir alle die Gelegenheit hatten, mehr über die Organisationen der anderen zu erfahren. Es war ein unterhaltsamer Abend und eine gute Möglichkeit, sich nach dem langen Tag zu entspannen.

Der Exkursionstag ist eine gute Gelegenheit, die lokalen Minderheiten besser kennenzulernen, und wir genossen einen erlebnisreichen Tag, an dem wir sowohl die Ober- als auch die Niederlausitz (Hornja Łužica – Delnja Łužica) erkundeten. Wir begannen mit einer Busfahrt nach Wielcej-juh/Welzow-Süd, wo wir einen Kohletagebau besuchten und eine ausführliche Führung durch örtliche Guides erhielten, die uns die Geschichte und die Abläufe des Kohlebergbaus in der Region näher brachten bei den die Teilnehmer*innen ein besseres Verständnis bekamen, wie sich der Bergbau auf die lokale sorbische Gemeinschaft auswirkt. Sowohl in der Vergangenheit als auch heute noch sind die Minderheiten hier in der Lausitz vom Kohlebergbau betroffen, und die Teilnehmer*innen waren schockiert, als sie die Ausmaße der Bergwerke aus der Nähe sahen.

Die nächste Station unserer Reise war Cottbus/Chóśebuz, wo wir die Ehre hatten, einen Vortrag des wunderbaren Kolektiv Wakuum zu hören. Diese junge Gruppe sorbischer Aktivist*innen bezeichnet sich selbst als queer-feministisches Kollektiv und kämpft für die Rechte und die Wiederbelebung der sorbischen Sprache und Kultur auf künstlerische und intersektionale Weise. Sie stellten viele ihrer kulturellen Projekte vor, sowohl auf lokaler als auch auf internationaler Ebene, darunter auch eine Zusammenarbeit mit der walisischen Minderheit. Es war faszinierend, etwas über die Einstellungen zwischen Ober- und Niederlausitz/Hornja Łužica – Delnja Łužica zu erfahren, und wir lernten viel über die verschiedenen Möglichkeiten, wie Minderheitensprachen und -kulturen stärker sein können, wenn sie zusammenarbeiten.

Die Workshops am Dienstag konzentrierten sich auf die Erkundung positiver Beispiele von Aktivismus und die Arbeit an der Formulierung und Präsentation der bisher aufgestellten Forderungen. Die Umsetzungsgruppe fand das Bedürfnis und den Raum, ihre Aktivist*innengeschichten und -situationen zu teilen und praktische Lösungen für lokale Probleme zu finden. Nach dem Abendessen stellte der JEV-Vorstand den Teilnehmer*innen, die noch nie an einer Generalversammlung teilgenommen hatten, einige Informationen über den Vorstand und die JEV-Generalversammlung (GV) vor und zeigte ihnen, wie die JEV im Allgemeinen funktioniert. Zwei unserer Trainer*innen, Maya und Mikel, stellten außerdem das Menschenrechtsspiel „BARABAR“ vor, und es gab Raum für Gespräche und Brainstorming über Ideen für das JEV-Partnerprojekt RISE UP.

Am letzten vollen Workshoptag führten die Trainer*innen des regulären Workshops die Teilnehmer*innen durch Methoden, wie sie die Forderungen, die sie während der Woche für ihre Minderheiten aufgestellt hatten, anwenden können. Wir waren stolz auf unsere Teilnehmer*innen, dass sie ihre eigene soziale und politische Situation besser verstehen und ihr Wissen über Minderheitenrechte erweitern wollten. Die Umsetzungsgruppe diskutierte ihre Ideen zur Stärkung von Netzwerken und Öffentlichkeitsarbeit, zur Interessenvertretung und zum Aufbau von Gemeinschaften und stellte schließlich ihre Ideen aus der Workshopwoche vor. Damit endeten die Workshops des Osterseminars, und die Teilnehmer*innen konnten ein gemeinsames Abendessen genießen, bevor sie bei einer Abendaktivität etwas über sorbische Ostertraditionen lernten. In kleinen Gruppen wurden die Teilnehmer*innen kreativ und verzierten Ostereier mit der „Wachsreservetechnik“ oder „Batiktechnik“, bei der die Eier mit heißem Wachs und verschiedenen Farben und Stilen sorgfältig gemustert werden, um ihre eigenen Kunstwerke zu schaffen oder das traditionelle sorbische Osterreiten kennenlernten, mit allen Kostümen und historischen Informationen, die freundlicherweise wieder von unserem wunderbaren Organisationsteam von PAWK angeboten wurden.

Am 28. März fand die Generalversammlung der JEV statt, an der interessierte Vertreter*innen der JEV-Mitgliedsorganisationen und Gäste in Budyšin/Bautzen und viele andere Mitgliedsorganisationen und Gäste online teilnahmen. Wir begrüßten die neuen Vorstands- und Arbeitsgruppenmitglieder*innen  und verabschiedeten die ausscheidenden Mitglieder*innen. Den letzten gemeinsamen Abend verbrachten wir im World Café, wo einige lokale sorbische Jugendorganisationen und Projekte ihre Arbeit vorstellten.

Wir bedankten uns und wünschten unseren fleißigen Gastgebern PAWK ein wunderschönes Osterwochenende (einige vom Team blieben zurück, um das Osterreiten persönlich zu sehen!). Insgesamt waren wir sehr erfreut über die Energie und den Enthusiasmus unserer Teilnehmer*innen und hoffen, dass jeder etwas Besonderes mitgenommen hat. Vielen Dank an alle unsere fleißigen Teilnehmer*innen und unser fantastisches Gastgeberteam PAWK, das die ganze Woche über für einen reibungslosen Ablauf gesorgt und unsere Reise nach Budyšin/Bautzen so unvergesslich gemacht hat!

 

Wir freuen uns, sagen zu können, dass die Anmeldungen für unsere nächste Veranstaltung, Activist Skills Training 2 „Projektmanagement“ vom 23. bis 26. Mai, bereits geöffnet sind – hoffentlich sehen wir uns dort 😊.

 

Liebe Grüße,

der Vorstand und das Büro der JEV

Das Seminar wurde gefördert von der Europäischen Jugendstiftung des Europaapparats, von der Stiftung für das sorbische Volk, die auf der Grundlage der vom Deutschen Bundestag, dem Brandenburger Landtag, dem Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalte jährliche Zuwendungen aus Steuermitteln erhält und der Domowina.