Südtiroler Jugendring – SJR (Südtiroler, Italien)

sjr

Adresse: Andrea- Hofer- Straße 36

Ort: I-39100 Bozen

Telefon: +39 0471 0604 30

Fax: +39 0471 970401

E-Mail: info@jugendring.it

Webpage: www.jugendring.it

Facebook

Organisation

Der Südtiroler Jugendring (SJR) ist 1977 als Interessenvertretung der Jugend und der Jugendarbeit in Bozen gegründet worden. Er ist die Dachorganisation der Kinder- und Jugendverbände und in ihm sind deutsche und ladinische Jugendliche vertreten. Heute hat der SJR 10 Mitgliedsorganisationen, in denen wiederum rund 30.000 Mitgliedergebündelt sind. Neben der Vernetzung der Jugendorganisationen ist der SJR Sprachrohr für die Interessen der Kinder und Jugendlichen und betreibt daher auch politische Arbeit.

Als Arbeits- und Aktionsgemeinschaft bemüht sich der Jugendring, über die Anliegen der Verbände hinaus, der gesamten Jugend in Südtirol zu dienen und gemeinsam mit allen Trägern der Jugendarbeit anfallende Probleme zu lösen. Schwerpunkte setzt der SJR dabei in den Bereichen Beratung und Vernetzung, Förderung des Ehrenamtes, Jugendpolitik und internationale Jugendarbeit. Er gibt den Jugendorganisationen Hilfestellungen, bietet Information und Beratung, arbeitet bei Projekten mit, ermöglicht internationale Kontakte und koordiniert gemeinsame Aktionen. Eine zentrale Stellung nimmt im Jugendring auch dessen Jugendinformations- und Beratungsstelle „Young+Direct“ ein. Sie wurde vor über zehn Jahren gegründet und ist mittlerweile eine bewährte Anlaufstelle, an die sich Südtirols Jugendliche anonym mit ihren Fragen, Sorgen und Anliegen wenden können.

Minderheit

Die deutsche Minderheit in Italien besteht aus rund 300.000 Angehörigen, die in Südtirol im Norden des Staates, in unmittelbarer Nähe zur österreichischen Grenze leben. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges musste Österreich 1919 das südliche Tirol bis zum Brenner an Italien abtreten. Es folgte eine schwere Zeit, besonders unter dem Faschismus, in der Italien versuchte, Südtirol zu italienisieren. Auch das Ende des 2. Weltkrieges brachte nicht die erhoffte Wiederangliederung Südtirols an Österreich. In den darauf folgenden Jahrzehnten forderte die deutsche und ladinische Minderheit Südtirols eine Autonomie und musste sich gegen die weithin betriebene Italienisierung zur Wehr setzen. Die Thematik Südtirol wurde von Österreich sogar bis vor die UNO gebracht und erst mit dem neuen Autonomiestatut von 1972 war ein wichtiger Schritt in Richtung Minderheitenschutz in Südtirol gesetzt worden. Bis heute wurden die Bestimmungen und Kompetenzen für den Minderheitenschutz ständig erweitert.

Siedlungsgebiet

Land Südtirol, Provinz Bozen

Geschichte

Bis 1918 war Südtirol österreichisches Staatsgebiet. Durch den verlorenen Ersten Weltkrieg und durch den Friedensvertrag von Saint Germain (Paris 1919) wurde Südtirol Italien zugesprochen. In Folge wurde die Bevölkerung Südtirols zu einer sprachlichen Minderheit in Italien. In der Zeit des Faschismus wurde unter Mussolini eine konsequente Italianisierung betrieben. Diese fand ihren Höhepunkt im Jahr 1939, als die deutschsprachigen Südtiroler vor die Wahl gestellt wurden, entweder nach Deutschland abzuwandern oder die italienische Staatsbürgerschaft unter Verzicht auf den Schutz ihres Volkstums anzunehmen. Fast 86% der Südtiroler entschieden sich für die Auswanderung, nur aufgrund der Kriegsereignisse kam es nicht zur völligen Durchführung der Umsiedlungspläne. 1946, nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde im Pariser Vertrag für Südtirol der Schutz der Minderheiten festgelegt. In Folge wurde 1948 das erste Autonomiestatut verabschiedet, welches die ganze Region Trentino-Südtirol unter Schutz stellte, allerdings lebt in der Gesamtregion eine große italienische Mehrheit, sodaß der Schutz der deutschsprachigen und ladinischen Minderheit nicht gegeben war. Erst durch Massenkundgebungen (Los von Trient), Vorbringung der Südtirolfrage vor die UNO-Vollversammlung und eine Attentatswelle (Feuernacht 1961) wurden wieder Verhandlungen mit Italien aufgenommen, die zum Erfolg führten. Ein Paket von Maßnahmen zur Verwirklichung der Selbstverwaltung wurde vereinbart, das 1972 als 2. Autonomiestatut in Kraft trat und die Grundlage zur Erhaltung und sprachlich-kulturellen Entwicklung der deutschen und ladinischen Sprachgruppe bildet. Die Bevölkerung Südtirols beläuft sich auf 423.000 Einwohner und setzt sich aus 3 Sprachgruppen zusammen: Deutsche 68%, Italiener 28% und Ladiner 4% (laut Volkszählung 1991). Die Ladiner sind die älteste und gleichzeitig auch die kleinste Sprachgruppe im Lande. Bis heute hat sich die ladinische Sprache und Kultur in den beiden Dolomitentälern, in Gröden und im Gadertal, erhalten. Die Italiener in Südtirol leben hauptsächlich in den Städten Bozen und Meran und in den größeren Zentren. Vor dem Ersten Weltkrieg stellten die italienischsprachigen Bewohner in Südtirol 2,9% der Gesamtbevölkerung. Die starke Zunahme des italienischen Bevölkerungsanteils erfolgte vor allem im Zuge der vom Faschismus in den 30er Jahren vorangetriebenen Italianisierung.

Politische Situation

Als Sammelpartei vertritt die Südtiroler Volkspartei (SVP) seit 1948 die große Mehrheit der deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler und ist die stärkste Partei Südtirols. Seit 1993 hat die SVP viele Ladinerstimmen an die neugegründete Partei der “Ladins“ verloren. Als interethnische Gruppierung haben sich seit Mitte der 70er Jahre die Grünen mit Erfolg etablieren können. Die Italiener in Südtirol wählen die auf gesamtstaatlicher Ebene vertretenen italienischen Parteien. 1993 hat sich das Bild in Südtirol, basierend auf den Umwälzungen in Italien, verändert. Neben der Partei Forza Italia und der Lega Nord konnte auch die Alleanza Nazionale (AN, die Nachfolgepartei des faschistischen MSI, Movimento Sociale Italiano) stark zulegen. Für Südtirol hat sich diese Partei eine Abänderung des Autonomiestatus zum Ziel gesetzt: insbesondere wendet sie sich gegen die vorgeschriebene Zweisprachigkeit im öffentlichen Dienst und gegen den ethnischen Proporz (die Stellen im öffentlichen Dienst werden im Verhältnis der Bevölkerungsanteile auf die drei Sprachgruppen verteilt). Unterstützt wird die AN zum Großteil von der italienischen Bevölkerung. Deutschsprachige Oppositionsparteien sind die (erst 1992 gegründete) Freiheitliche Partei Südtirols mit ihrem “österreichischen Vater“ Jörg Haider und die Union für Südtirol, die sich für das Selbstbestimmungsrecht für Südtirol stark macht. In Rom ist Südtirol durch 7 Parlamentarier vertreten, davon gehören 6 der Südtiroler Volkspartei SVP und 1 dem Movimento Sociale Italiano MSI an. Ins Europäische Parlament wurden ein SVP-Mandatar und ein Vertreter der Grünen gewählt.

Kultur

Um eine eigenständige kulturelle Enwicklung einer jeden Sprachgruppe zu sichern, verfügt jede Sprachgruppe im kulturellen Bereich über einen eigenen Verwaltungs- und Organisationsbereich. Die italienische Volksgruppe arbeitet eng mit den anderen italienischen Provinzen zusammen, die anderen Volksgruppen hingegen mit dem deutschen und ladinischen Kulturraum. Dennoch gibt es eine Reihe von Bereichen, z. B. Musik und bildende Kunst, wo eine enge Zusammenarbeit zwischen den drei Sprachgruppen als gegenseitige Bereicherung erlebt wird. Traditionsgemäß verfügt die deutsche und ladinische Volksgruppe über eine Reihe von kulturellen Vereinen und Organisationen, z. B. gibt es in den 116 politischen Gemeinden 205 Musikkapellen, 304 Chöre, 174 Laienspielbühnen sowie eine Reihe von Trachten-, Volkstanz- und Musikvereinen.

Bildung

Der Unterricht in den Kindergärten, den Grund- und Sekundarschulen wird in der Muttersprache der Schüler erteilt. Die Eltern können die Schule und damit die Unterrichtssprache für ihr Kind frei wählen. Jede Schülerin und jeder Schüler muß die zweite Sprache, Italienisch bzw. Deutsch, erlernen; die Ladiner beide Sprachen. Normalerweise erfolgt der Unterricht der zweiten Sprache ab der 2. Klasse Grundschule in 4-6 Wochenstunden. Neuerdings werden besonders an den italienischen Sekundarschulen Schulversuche mit sogenannten Immersionsmodellen durchgeführt, d. h. die zweite Sprache wird nicht als eigenes Unterrichtsfach, sondern als Unterrichtssprache für einen anderen Gegenstand unterrichtet. Südtirol besitzt keine Universität, deshalb besuchen die HochschülerInnen eine universitäre Einrichtung im In- oder Ausland (großteils in den nahen Städten Trient und Innsbruck). Derzeit arbeitet man an der Einrichtung einer Universität in Südtirol.

Medien

Die Medienlandschaft in Südtirol ist vielfältig: drei Tageszeitungen (1 deutsche, 2 italienische), sieben Wochenzeitungen (5 deutsche, 1 italienische, 1 ladinische), eine Sonntagszeitung (deutsch), ein lokales Radio- und Fernsehprogramm in den drei Landessprachen, Empfang der Sendungen mehrerer ausländischer Rundfunkanstalten, der Programme der italienischen Rundfunkanstalt RAI und zahlreicher privater Rundfunkanstalten. Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl von anderen periodisch erscheinenden Publikationen und Blättern. Die Tageszeitung mit der größten Auflage ist die einzige deutsche Tageszeitung Südtirols, die “Dolomiten“, mit einer Auflage von ca. 50.000 im Wochendurchschnitt. Auflagenstärkste italienische Tageszeitung, durchschnittlich 27.500, ist der “Alto Adige“. Als Besonderheit führt diese Zeitung schon seit Jahren ein “Deutsches Blatt“. Als Wochenzeitung erscheinen das “Katholische Sonntagsblatt“ (Kirchenzeitung), der “Volksbote“ (Organ der Südtiroler Volkspartei), die Südtiroler Illustrierte “FF“ und das “Südtirol Profil“ als Magazine mit Hintergrundberichten sowie die wirtschaftliche “Südtiroler Wirtschaftszeitung“. Von großer lokalpolitischer Bedeutung sind die Radio- und Fernsehsendungen des “Senders Bozen“ der Rundfunkanstalt RAI. Die deutschsprachigen Radiosendungen umfassen über 80 Wochenstunden mit neun täglichen Nachrichtensendungen. Im Fernsehen des “Senders Bozen“ wird täglich die Nachrichtensendung “Tagesschau“ ausgestrahlt, insgesamt umfaßt das lokale deutschsprachige Fernsehprogramm rund 11 Wochenstunden.

Wirtschaftliche Situation

In der Landwirtschaft kommt dem Obst- und dem Weinbau die größte wirtschaftliche Bedeutung zu. Die Bergbauern leben vor allem von der Viehwirtschaft. Rund 18.000 von den insgesamt 27.000 landwirtschaftlichen Betrieben des Landes liegen im Berggebiet. Der Tourismus lebt vor allem von den landschaftlichen Schönheiten Südtirols (hauptsächlich im Sommer und Herbst), im Winter ziehen die vielen Skigebiete Gäste aus ganz Europa an. Die Großindustrie ist in Südtirol mit etwa einem Dutzend Betrieben vertreten, auf der anderen Seite gibt es eine Fülle von Kleinbetrieben. Zahlenmäßig ragen die Bau-, Holzund Mechanikbetriebe hervor. Aufgrund der geographischen Lage ist der Handel in Südtirol auch heute noch ein bedeutender Wirtschaftszweig.

Sport

Sport und Freizeit nehmen in Südtirol einen hohen Stellenwert ein. 27% der Bevölkerung (115.000) sind in den 520 bestehenden Sportvereinen organisiert. Die beliebtesten Sportarten sind Ski Alpin, Fußball, Eishockey, Tennis, Biathlon, Langlauf, Handball, Snowboard, Rodeln, Tischtennis, Radsport (vor allem Mountain Bike), Leichtathletik und Schwimmen. Südtirols Sportler erzielten in den letzten Jahren beachtliche Erfolge auf nationaler sowie internationaler Ebene.

Finanzielle Situation

Das Land Südtirol besitzt zwar keine Steuerhoheit, doch weist der Staat dem Land praktisch den gesamten Betrag aus dem in Südtirol erzielten Steueraufkommen zu (ein kleiner Teil geht an die Region, ein Zehntel behält sich der Staat zur Abdeckung der Steuereinhebungskosten zurück). Darüber hinaus fließen dem Land auch bis zu 80% der auf Importgüter eingehobenen Mehrwertsteuer zu. Alle diese Zuweisungen erfolgen ohne Auflagen für Zweckbestimmung, die Landesregierung kann im Rahmen des Landeshaushalts die Verteilung der Einnahmen autonom vornehmen.