Sudetendeutsche Jugend

sdj

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Ort: D-81669 München

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Fax: +49 089 480003-44

E-Mail: info@sudentendeutschejugend.de

Webpage: http://www.sudetendeutschejugend.de

Organisation

Die Sudetendeutsche Jugend (SdJ) entstand nach der Vertreibung aus örtlichen Zusammenschlüssen junger Sudetendeutscher als bundesweite Jugendorganisation der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Seit 1951 ist die SdJ ordentliches Mitglied der djo-Deutsche Jugend in Europa Bundesverband e.V. Die Vertreibung bedeutete für viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ein Herausreißen aus dem gewohnten Leben und den Verlust der Heimat. In Deutschland wurden sie nicht mit offenen Armen empfangen, ihre Probleme stießen bei der einheimischen Bevölkerung oft auf Unverständnis. Gerade in den Anfangsjahren bot die SdJ den Vertriebenen die Möglichkeit Menschen mit gleichem Schicksal zu treffen, Probleme zu besprechen, Lösungen zu suchen und sich gegenseitig zu unterstützen. Für viele war sie eine Art Familienersatz. Mit der zunehmenden Integration in das aufblühende Deutschland veränderten sich auch die Schwerpunkte der Arbeit. Wir wollen Brücke sein Brücke zu sein zwischen Alt und Jung, Deutschen und Tschechen. Gerade die junge Generation kann unbefangen zerrissene Bande wieder schliessen und an der Zukunft im gemeinsamen Europa arbeiten.

Siedlungsgebiet:

Böhmen, Mähren, Sudetenschlesien

Geschichte

Die Bezeichnung “Sudetendeutsche“ leitet sich von dem rund 330 km langen und 30 bis 60 km breiten Gebirgszug der Sudeten ab und wurde seit Beginn des 20. Jahrhunderts als Sammelbegriff für die 3,5 Millionen Deutschen in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien (=böhmische Länder) gebräuchlich. Bevor die Tschechen im 6. Jahrhundert in das Innere Böhmens und Mährens eindrangen, war dieses Land von keltischen und germanischen Stämmen bewohnt. Böhmische Herzöge und Könige riefen im 12. und 13. Jahrhundert Deutsche als Bauern, Bergleute, Handwerker, Handelsleute und Künstler in das Land, um vor allem die Randgebiete erschließen und kultivieren zu lassen. Länger als 700 Jahre lebten Deutsche und Tschechen friedlich neben- und miteinander. Es gab zwar von Zeit zu Zeit Spannungen, die aber ihre Ursachen mehr auf religiösem und sozialem Gebiet hatten. Die nationalen Kämpfe entflammten erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als das von der Französischen Revolution ausgehende zunehmende Nationalbewußtsein auch die böhmischen Länder erfaßte. Die Heimat der Sudetendeutschen war jahrhundertelang ein Bestandteil des “Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ . 1526 kamen die böhmischen Länder unter die Herrschaft der Habsburger und wurden damit Teil Österreichs. Bis 1918 gehörten die Sudetendeutschen dem österreichisch-ungarischen Habsburgerreich an. Gegen ihren ausdrücklichen Willen wurden die Sudetendeutschen einem neuen Staat, der Tschechoslowakei, zugeschlagen. (Bei anfangs friedlichen Demonstrationen am 4. März 1919 verloren 54 Menschen ihr Leben). Damit begann eine gezielte Entnationalisierungspolitik gegen die Sudetendeutschen. Mit dem Münchner Abkommen vom 1.10.1938 kamen die Siedlungsgebiete der Sudetendeutschen (mit Ausnahme einiger Sprachinseln) zum Deutschen Reich. Unter Hitlers Regime begann am 15. März 1939 die Besetzung des Restgebiets von Böhmen und Mähren, die zum Reichsprotektorat erklärt wurden. Nach 1945 wurden die Sudetendeutschen entschädigungslos enteignet und aus ihrer Heimat vertrieben. In den ersten eineinhalb Jahren nach dem Krieg wurden über drei Millionen Sudetendeutsche aus ihrer Heimat vertrieben, knapp 250.000 Menschen fanden dabei den Tod. Danach wurde zwischen den damaligen Staaten Tschechoslowakei und Deutsche Demokratische Republik ein Abkommen über die Rechtmäßigkeit der Vertreibung der Sudetendeutschen geschlossen, wogegen jedoch 1950 die Bundesrepublik Deutschland Einspruch erhob. Bis heute bekräftigt die BRD, daß sie die Vertreibung und entschädigungslose Enteignung der Sudetendeutschen niemals anerkannt habe.

Politische Situation

Den in der ehem. Tschechoslowakei zurückgebliebenen Sudetendeutschen war es bis 1968 strikt verboten, sich zu organisieren. Umso mehr Aktivitäten gab und gibt es jedoch seitens der Vertriebenen. Die erste sudetendeutsche Selbsthilfeorganisation im Exil war die 1947 gegründete “Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung sudetendeutscher Interessen“, die sich später, nach der Gründung der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL), in den Sudetendeutschen Rat umwandelte. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft ist von Anfang an als eine alle Sudetendeutschen umfassende überparteiliche und überkonfessionelle Volksgruppenorganisation konzipiert. Ihre Organisationsstruktur beruht auf zwei Säulen: Auf der sogenannten Gebietsgliederung, in welcher die Landsleute nach ihren heutigen Wohnorten organisiert sind, und auf der Heimatgliederung, in der die Landsleute nach ihren früheren Heimatwohnsitzen erfaßt sind. In beide Bereiche ist auch die organisatorisch selbständige Sudetendeutsche Jugend (SdJ) eingebunden. Die Ziele der Sudetendeutschen Landsmannschaft sind, a) an einer gerechten Völkerordnung Europas mitzuwirken; b) den Rechtsanspruch auf die Heimat, deren Wiedergewinnung und das damit verbundene Selbsbestimmungsrecht der Volksgruppe durchzusetzen; c) den Anspruch der Volksgruppe und der einzelnen Landsleute auf Rückerstattung des geraubten Vermögens und die sich daraus ergebenden Entschädigungsansprüche zu vertreten; d) die Landsleute wirtschaftlich und sozial zu betreuen; e) die Belange der Volksgruppe in den Aufnahmegebieten zu wahren und f) die Überlieferung (Sitten, Brauchtum, Mundart, Kulturgut, usw.) der Heimat zu erhalten, der Jugend weiterzugeben und das kulturelle Leben der Volksgruppe zu fördern.

Kultur

Die Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste als Nachfolgerin der 1891 gegründeten “Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaften, Kunst und Literatur in Böhmen“ umfaßt heute 90 nahmhafte Persönlichkeiten aus allen Bereichen der Wissenschaft und Kunst. Im Sudetendeutschen Archiv besitzt die Volksgruppe eine zentrale Sammelstelle, in der das gesamte für die Forschung geeignete Quellenmaterial an Schriftgut, Drucksachen, Ton- und Bildträgern über die Sudetendeutschen und ihre Heimat- und Siedlungsgebiete zusammengetragen wird. Sein Bildarchiv ist mit über 40.000 Objekten die größte Bildsammlung der Volksgruppe. Es werden jährlich im Rahmen des großen sudetendeutschen Volksgruppentreffens, des Sudetendeutschen Tages, ein großer Sudetendeutscher Kulturpreis für eine bedeutende Lebensleistung und weitere fünf Kulturpreise für Schrifttum, Musik, bildende Kunst und Architektur, darstellende und ausübende Kunst sowie für Wissenschaft verliehen. Sechs kulturelle Förderpreise, die jeweils im Rahmen der großen Herbst-Kulturtagung der Sudetendeutschen Landsmannschaft vergeben werden, sollen den Nachwuchs anspornen. Ein Volkstumspreis belohnt die Arbeit für die Pflege des Brauchtums. Zahlreiche Sing- und Spielscharen und Einzelgruppen halten das Lied- und Volkstanzgut der Volksgruppe lebendig. In der Tschechischen Republik selbst existiert seit 1968 ein “Kulturverband tschechoslowakischer Staatsbürger deutscher Nationalität“. Nach der Wende von 1989/90 bildete sich ein zweiter Verband mit größerer Distanz zu den ehemals führenden Kräften, die heutige “Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien“.

Bildung

Das Collegium Carolinum, das mit der Zielsetzung gegründet wurde, die Traditionen der ehemaligen Deutschen Karlsuniversität in Prag sowie der ehemaligen Deutschen Technischen Hochschulen in Prag und Brünn zu pflegen, entwickelte sich zu einer Institution zur Erforschung von Vergangenheit und Gegenwart der böhmischen Länder und ihrer Bevölkerung im allgemeinen sowie der sudetendeutschen Volksgruppe vor und nach ihrer Vertreibung. Gemeinsam mit dem Sudetendeutschen Archiv unterhält es eine wissenschaftliche Studienbibliothek mit rund 75.000 Bänden, an der Universität Gießen betreibt es das Sudetendeutsche Wörterbuch. Im sozialen Wirkungsbereich der Volksgruppe entstand das Sudetendeutsche Sozialwerk, das in Bad Kissingen und in Hohenberg an der Eger Einrichtungen besitzt, die neben sozialbetreuerischen Funktionen auch Aufgaben als Schulungs- und Bildungsstätten im politischen und geistig-kulturellen Bereich der Volksgruppe erfüllen. In Tschechien selbst gibt es nach wie vor keine deutschen Schulen.

Medien

Bereits in der Tschechoslowakei gab es die Zeitung “Aufbau und Frieden“, die sich 1969 in “Prager Volkszeitung“ umbenannte. Ferner erscheinen die “Prager Zeitung“ und das “Prager Wochenblatt“. In München erscheint wöchentlich die “Sudetendeutsche Zeitung“, außerdem existieren über 60 sudetendeutsche Heimatzeitungen die monatlich bzw. zweimonatlich erscheinen.

Wirtschaftliche Situation

Durch die Vertreibung verloren die Sudetendeutschen ihr gesamtes Vermögen, die über 500 Dörfer wurden großteils zerstört. Der Wert des durch die Vertreibung verlorenen privaten Vermögens der Sudetendeutschen wird nach allgemein üblichen Ermittlungsverfahren auf 265 Milliarden DM geschätzt (Stand 1981). Eine Restitutionsmöglichkeit gibt es für tschechische Staatsbürger, die nach dem 25. 02. 1948 enteignet wurden. Dies trifft lediglich auf eine sehr kleine Gruppe sudetendeutscher Aussiedler zu, die nach der Enteignung 1945 Doppelstaatsbürger geblieben waren und nach 1948 wieder Vermögen erworben hatten.

Sport

Der wichtigste Sportverband der Sudetendeutschen sind die Sudetendeutschen Turner, deren Vorstand in Düsseldorf ist, doch gibt es auch eine Gruppe in München. Außerdem gibt es noch den Alpenverein Wandervogel sowie eine Gruppe von Segelfliegern.

Finanzielle Situation

Die Sudetendeutschen erhalten finanzielle Unterstützung von der Bundesrepublik Deutschland und dem Freistaat Bayern, die sich aber fast ausschließlich auf die Förderung kultureller und grenzüberschreitender Tätigkeit beschränkt. Rechtsgrundlage dieser Förderung ist der §96 des Bundesvertriebenengesetzes. Ihre organisatorische und politische Arbeit finanziert sich nahezu ausschließlich aus Beiträgen, Spenden und Zuwendungen der Sudetendeutschen Stiftung.