Pawk e.V. – Serbske młodźinske towarstwo / Sorbischer Jugendverein (Lausitzer Sorben)

pawk

Adresse: Postplatz 2

Ort: D-02625 Bautzen

E-Mail: board-pawk@gmx.de

Webpage: www.pawk.de

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Organisation

Im Dezember 1994 wurde der Sorbische Jugendverein Pawk mit Sitz in Bautzen/Budyšin gegründet. Er war der erste Jugendverein, der Mitglied des Dachvereins der Sorben, der Domowina, wurde.
Bereits viele Jahre zuvor organisierte die Jugend Europäischer Volksgruppen (JEV) Seminare, um den internationalen Austausch von jugendlichen Minderheitenvertretern zu fördern. Anfang der 1990er Jahre nahmen an diesen auch junge Sorben teil. Die Erfahrungen und der Austausch mit anderen nationalen Minderheiten führten 1993/94 zu der Erkenntnis, dass ein eigener Verein mehr bewirken kann als einzelne Personen.
Pawk ist die sorbische Bezeichnung für Spinne. Der gewählte Name steht für eines der wichtigsten Ziele des Vereins: die Vernetzung von Jugendlichen – sowohl sorbischen, als auch deutschen und anderen. Der Verein ist eine Anlaufstelle für die gesamte sorbische Jugend, für die er sowohl Freizeit- als auch Bildungsangebote erstellt. Er fördert den Gebrauch der sorbischen Sprache in seinen Projekten, berät die Jugendlichen, gibt ihnen die Möglichkeit sich im Ehrenamt auszuprobieren und vertritt deren Interessen auf lokaler, regionaler und europäischer Ebene. Durch die Mitgliedschaft von Pawk in der JEV hat die sorbische Jugend mehrmals im Jahr die Möglichkeit an internationalen Jugendaustauschen teilzunehmen und die europäische Minderheitenpolitik aktiv mitzugestalten.

In Zusammenarbeit mit der JEV wurde von Pawk zuletzt das Diversity Festival 2015 in Bautzen/Budyšin organisiert.

Minderheit

Dach- und Interessenverband: Domowina – der Bund Lausitzer Sorben mit 9 angeschlossenen Vereinen und fünf Regionalverbänden des sorbischen Siedlungsgebietes (http://www.domowina.sorben.com/)

Sprachförderung: Witaj-Sprachzentrum (http://www.witaj-sprachzentrum.de/)

Förderinstitution: Stiftung für das sorbische Volk (http://stiftung.sorben.com)

Vereine: Sorbischer Kulturtourismus (http://www.tourismus-sorben.com/de/), Sorbischer Schulverein, Künstlerverein, Konfessionelle Vereine, Wissenschaftsvereinigung, Wirtschaftsverein, Jugendverein Pawk, Studentenvereine, Sokoł-Sport-Bewegung, Verein für sorbische Volkskultur, Gesangsvereine, Tanzgruppen, Theatergruppen, Sorbischer Kindergarten „Stup dale“ in Dresden

Weitere Institutionen: Verlag (Domowina-Verlag) inkl. der Herausgabe von sorbischen Print-Medien, wissenschaftliches Institut (Serbski institut), Institut für Sorabistik an der Universität Leipzig, Sorbisches National-Ensemble (Serbski ludowy ansambl), Sorbische Museen und Heimatstuben, Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen, Sorbische Kulturinformationen in Bautzen und Cottbus

Medien: unabhängige obersorbische Abendzeitung (Serbske Nowiny), unabhängige niedersorbische Wochenzeitung (Nowy casnik), monatliche Kulturzeitschrift (Rozhlad), konfessionelle Wochenblätter (Pomhaj Bóh, Katolski Posoł), Radio- und Fernsehsendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen (Mitteldeutscher Rundfunk/obersorbischer Rundfunk: 3 Stunden morgendlicher Radiosendung werktags sowie 4 Stunden samstags und 1,5 Stunden sonntags und seit 1999 2 Stunden Jugendsendung Montag abends, seit 2001 monatliches halbstündiges Magazin Samstag Mittag sowie im Zweikanalton jeden Sonntag Ausstrahlung des Abendgrußes für Kinder „Sandmännchen“, Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg/niedersorbischer Rundfunk: insgesamt 6,5 Stunden pro Woche und halbstündiges Magazin)

Flagge: blau-rot-weiß

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Symbol: Lindenblatt

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(Unter Verwendung von: „Kleine Informationen zu den Sorben“, „Die Sorben in Deutschland“, www.pawk.de, Wikipedia)

Siedlungsgebiet

Die Sorben sind das kleinste slawische Volk und leben als autochthone Minderheit in der Lausitz, in der heutigen Bundesrepublik Deutschland. Lausitz – dies ist die geografische Bezeichnung für das Gebiet zwischen den Fließen der Spree – dem Spreewald im Norden – und dem Lausitzer Bergland im Süden. Auf der politischen Landkarte finden wir es im Südosten des Bundeslandes Brandenburg und im Osten des Bundeslandes Sachsen. Lausitz – der Name ist slawischen Ursprungs und bedeutet so viel wie Wasserloch, Wasserpfütze und verweist auf eine wasserreiche Gegend/ Sumpflandschaft.

Geschichte

Infolge der Völkerwanderung besiedelte zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung ein Stamm der Westslawen – bezeichnet als die Lusici – das Gebiet der heutigen Niederlausitz.

Zur selben Zeit wurde das gesamte Gebiet zwischen den Flüssen Saale/Elbe im Westen und Queis/Neiße/Oder im Osten von slawischen Stämmen besiedelt und kultiviert. In der Oberlausitz war es der Stamm der Milzener, welcher sich um den Schnittpunkt der Spree mit der uralten Handelsstraße von Köln nach Kiew ansiedelte. Viele mehr oder weniger gut erkennbare Burgwälle sind Zeugen dieser Epoche. Die neuen slawischen Siedler brachten neben ihrer Sprache und Kultur auch neue, über Jahrhunderte entwickelte Arten der Landbewirtschaftung in die neue Heimat mit.

Es folgen Jahrhunderte wechselvoller Geschichte mit dem erstaunlichen Ergebnis, dass immer noch Nachfahren dieser slawischen Stämme innerhalb und im Umland der Städte Bautzen/Budyšin, Kamenz/Kamjenc, Hoyerswerda/Wojerecy, Weißwasser/Běła Woda, Spremberg/Grodk, Cottbus/Chóśebuz, Lübbenau/Lubnjow und Guben/Gubin in der Ober- und Niederlausitz leben. Sie haben sich ihre Sprache, Eigenart und Kultur bewahrt und bilden das kleine Volk der Lausitzer Sorben oder Wenden. Der Name ist die Fremdbezeichnung für verschiedene slawische Stämme und Völkerschaften. Dass dieses kleine Volk immer noch existiert, ist wohl umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass es zu seinem Schutz nie einen eigenen Staat hatte.

Dafür beeinflussten andere Kräfte die Geschichte der Sorben nachhaltig. Aufgrund der weiten Ausdehnung des Siedlungsgebietes der nördlichen Westslawen kam es zu Konflikten mit franko-germanischen Stämmen, die dazu führten, dass Mitte des 10. Jahrhunderts fast alle slawischen Stämme in diesem Gebiet ausgerottet bzw. assimiliert worden sind. In der darauffolgenden Zeit, in der zweiten Hälfte des 10. und im 11. Jahrhundert wurde die politische Unabhängigkeit weiterhin verweigert, was die Rolle der Sorben/Wenden als Untertanenvolk besiegelte oder die Christianisierung, die (als Ausgleich dafür?) sie teilhaben ließ an der kulturellen Entwicklung der mitteleuropäischen Zivilisation oder die Einwanderung fränkischer, flämischer, thüringischer und sächsischer Bauern Ende des 12. Jh. All das begründete das ständige Mit- und Nebeneinander von abendländisch-deutscher Kultur auf der einen Seite und morgenländisch-slawischer Kultur auf der anderen.

Oder war es die Industrialisierung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, welche die ursprünglich, ländlich-bäuerliche Struktur aufzulösen begann bis hin zu den neuzeitlichen Ungetümen aus Stahl und Kohle, die die Heimat umpflügen, um zu finden, was der „Teufel vergraben hat“, wie es die sorbische Jugend in einem Lied besingt, und die so die Geschichte der Besiedlung erneut provozieren?

So wurde fortlaufend das Siedlungsgebiet und die Zahl der Angehörigen auf heute noch ca. 60.000 reduziert mit dem Status, Minderheit im eigenen Land zu sein.

Rechte der Sorben

Die Rechte der Sorben sind in unterschiedlicher Weise formalisiert. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich mit der Verabschiedung des „Gesetzes zu dem Rahmenübereinkommen des Europarates zum Schutz nationaler Minderheiten“ 1997 und der „Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen“ 1998 verbindlich für den Schutz und die Förderung der sorbischen Sprache erklärt und die Angehörigen des sorbischen Volkes als förderungs- und schützenwerte Minderheit anerkannt.

Die Verankerung eines Minderheitenartikels im Grundgesetz scheiterte bisher. In den Verfassungen des Freistaates Sachsen und des Landes Brandenburg, d.h. der beiden deutschen Bundesländer, in denen sich das Siedlungsgebiet der Sorben erstreckt, ist das Recht des sorbischen Volkes auf Schutz, Bewahrung und Förderung festgeschrieben.

Darüber hinaus regeln in beiden Bundesländer Sachsen und Brandenburg die sogenannten Sorben-Gesetze in unterschiedlicher Weise die Rechte der Sorben. Die Förderung der sorbischen Kultur und Sprache wird von der Bundesrepublik Deutschland und beiden Bundesländern finanziell unterstützt. In unterschiedlichen Anteilen stehen den Sorben, vor allem für die Finanzierung der Institutionen, heute 16 Mio. € zur Verfügung. Die Verwaltung der Finanzmittel liegt in der Verantwortung der 1992 eingerichteten Stiftung für das sorbische Volk, einer rechtsfähigen Stiftung des öffentlichen Rechts.

Die finanzielle Ausstattung der Stiftung ist Ergebnis eines ständigen zähen Ringens mit den politischen Entscheidungsträgern in Deutschland. Deshalb sind die Sorben bestrebt, ihre demokratischen Rechte durch Mitwirkung in politischen Parteien zu verwirklichen. Eine eigene sorbische Partei oder Wählervereinigung existiert nicht. Auf parlamentarischer Ebene sind die Sorben derzeit im Bundestag, im Sächsischen Landtag und in Kommunalparlamenten vertreten. Bei den Parlamenten beider Bundesländer wirkt ein Rat für sorbische Angelegenheiten, der aus gewählten sorbischen Vertretern besteht. Im September 2002 ist auch auf Bundesebene ein solches Gremium unter Vorsitz des deutschen Bundesinnenministers Schilly konstituiert worden.

Der Sorbe Stanisław Tilich (CDU) ist seit Mai 2008 Ministerpräsident des Freistaats Sachsen.

Sprache

Das Sorbische gehört zur Gruppe der westslawischen Sprachen. Eine enge sprachliche Verwandtschaft besteht zum Tschechischen, Slowakischen, Polnischen und Kaschubischen.

Es wird zwischen zwei Schriftsprachen unterschieden,

  • Obersorbisch (Hornjoserbšćina, hornjoserbska rěč) in der Oberlausitz und
  • Niedersorbisch (Dolnoserbšćina, dolnoserbska rěc) in der Niederlausitz,

die wiederum mehrere Dialekte umfassen. Das Sorbische hat sich einige Besonderheiten des Altslawischen bewahrt. Die ersten schriftlichen Dokumente in sorbischer Sprache entstanden im Zusammenhang mit der Reformation und der Übersetzung der Bibel.

Der Kern des obersorbischen Gebiets, in dem das Sorbische Alltagssprache ist, liegt in dem Städtedreieck Bautzen, Hoyerswerda und Kamenz. In der Niederlausitz kann von einem stabilen Kerngebiet in dieser Form nicht mehr gesprochen werden. Die meisten Niedersorbisch-Muttersprachler findet man in den Gemeinden zwischen dem Spreewald und Cottbus.

Die Anwendung der sorbischen Sprache im Alltag ist derzeit gefährdet wie nie zuvor. Ihre Erhaltung stellt ein komplexes Problemfeld von der Familie bis zur Schule, den Kirchen und den Medien, für alle Sphären des öffentlichen Lebens dar. Ethnologen schätzen die Sprecherzahl des Niedersorbischen auf 7.000 und des Obersorbischen auf 18.000; Tendenz jedoch fallend.

Bildung

Um den Assimilierungsprozess der obersorbischen und niedersorbischen Sprache aufzuhalten, wurde im Jahr 1998 eine Spracherwerbsmodell im frühen Kindesalter gestartet. Das „Witaj“, zu deutsch „Willkommen“ – Projekt beruht auf der Immersionsmethode. Bei diesem aus Kanada stammenden und von den Bretonen übernommenen Modell handelt es sich um das vollständige „Eintauchen“ des Kindes in die sorbischsprachige Umgebung. Durch das Witaj-Projekt und das gegründete Witaj-Sprachzentrum ist der Revitalisierungsprozess wirksam angeregt worden, deshalb ist es umso einschneidender, dass im Kerngebiet des heutigen sorbischen Sprachgebietes zum Schuljahr 2001/02 trotz massiven Protestes der Sorben die sorbische Mittelschule Chrósćicy/Crostwitz geschlossen wurde. Alle sorbischen Schulen und solche mit sorbischem Sprachunterricht befinden sich in staatlicher, kommunaler Trägerschaft.

Private Schulen gibt es im Gegensatz zu sorbischen Kindergärten nicht. Bildungsangelegenheiten liegen in der Kompetenz der einzelnen Bundesländer. Die allgemein sinkenden Geburtenzahlen wirken sich auf einige dieser Schulen existenzbedrohend aus.

In Sachsen setzen sich deshalb derzeit die Sorben, unter Federführung der Domowina – des Bundes der Lausitzer Sorben – für die erfolgreiche Durchsetzung eines Volksentscheids für kleinere Schulen ein. Die Domowina ist der Dachverband und die Interessenvertretung der Sorben. Sie handelt auf politischen Ebenen für die Formalisierung und Verwirklichung der Rechte und Interessen der Sorben.

An der Universität Leipzig befindet sich das einzige Sorabistik-Institut in Deutschland, an dem sorbische Lehrer sowohl für Sachsen als auch für Brandenburg ausgebildet werden. Die Universität berücksichtigt im Rahmen ihrer Möglichkeiten die besonderen Anforderungen an die Ausbildung von Lehrern für sorbische Schulen und Schulen mit Sorbischunterricht. (Siehe http://www.uni-leipzig.de/~sorb/)

Seminare zur Sprache und Kultur der Sorben werden darüber hinaus an den Universitäten Prag (Tschechische Republik) und Lviv (Ukraine) angeboten.

Kultur

Neben der Sprache und dem kirchlichen Leben leistet die Volkskunst in Lied, Tanz, Poesie und Bildender Kunst einen bedeutenden Beitrag zur Wahrung der kulturellen Identität der Sorben. Zur Kultur der Sorben gehören auch Bräuche wie das Osterreiten, der Zapust (ein Fastnachtsbrauch) oder die Vogelhochzeit.

Die „Hauptstadt“ der Sorben ist Bautzen/Budyšin. Hier befindet sich das „Haus der Sorben“ mit den wichtigsten Institutionen, aber auch das Deutsch-Sorbische Volkstheater und das Sorbische National-Ensemble.

Das Sorbische National-Ensemble (Serbski ludowy ansambl) pflegt mit den drei professionellen Sparten Ballett, Chor und Orchester die kulturelle Tradition der Sorben. Das Deutsch-Sorbische Volkstheater Bautzen (Němsko-Serbske ludowe dźiwadło) ist das einzige professionelle zweisprachige Theater in Deutschland. Die Berufskünstler leiten unter anderem auch die Volkstanz- und Theatergruppen sowie Chöre auf den Dörfern.

Im Sorbischen Künstlerbund, der 1990 gegründet wurde, sind fast 100 Schriftsteller, Komponisten, Schauspieler, Tänzer, Musiker und Maler vereint. Jurij Brězan (1916-2006) ist ein sorbischer Schriftsteller, dessen Bücher in mehr als 25 Sprachen übersetzt wurden.

Sehr eindrucksvoll sind auch die sorbischen Trachten, welche sich regional stark unterscheiden. Sie werden vereinzelt von älteren Frauen noch täglich – vor allem im katholischen Dreieck zwischen den Städten Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda – von jüngeren jedoch nur zu den großen Feiertagen getragen, wie z.B. zu Fronleichnam die Tracht der Brautjungfer (družka).