Seminar des Europäischen Jugendforums: Eindrücke aus Mollina, Spanien von Ose Dettmann

Vom 3.–7. Oktober 2025 hatte ich die Gelegenheit, am Seminar des Europäischen Jugendforums im sonnigen Mollina in Spanien teilzunehmen. Das Seminar brachte junge Menschen aus ganz Europa für fünf intensive Tage des Lernens, der Reflexion und des Austauschs zusammen.

Engagement, Inklusion & „Brave Spaces“
Ein großer Teil unserer Gespräche drehte sich um Inklusion, Privilegienbewusstsein und darum, wie wir sogenannte „Brave Spaces“ schaffen können. Nicht nur Orte, an denen sich alle sicher fühlen, sondern auch solche, an denen wir ehrlich sein, unbequeme Wahrheiten teilen und daran wachsen können. Besonders hängen geblieben ist mir die Idee, dass es okay ist, sich unwohl zu fühlen – solange dieses Unwohlsein zu Lernen führt und nicht zu Schaden. Manchmal beginnt genau dort das bedeutendste Wachstum.

Motivation, Engagement & der Umgang mit Burnout
Wir haben auch viel über Motivation und Engagement gesprochen: Was uns in die Jugendarbeit bringt und was uns weitermachen lässt, wenn es schwierig wird. Mir wurde klar, dass Motivation uns zwar den ersten Anstoß gibt, aber es das Engagement ist – das leise, beständige –, das uns durch harte Tage trägt. Für mich bedeutet das, gut auf mich selbst zu achten, Grenzen zu setzen und auf die Unterstützung anderer zu vertrauen, wenn es intensiv wird.
Auch Burnout kam oft zur Sprache. Viele von uns spüren Druck – von innen, von unseren Organisationen oder von größeren Systemen, die wir nicht kontrollieren können. Frühzeitig zu erkennen, wann es zu viel wird, und Pausen ohne Schuldgefühle zu machen, war eine wichtige Erkenntnis für mich.

Eine Privilegien-Übung – Demütigend und augenöffnend
Einer der Momente, die ich nie vergessen werde, war eine Privilegien-Übung. Wir standen in einer Reihe und machten Schritte nach vorn oder hinten, je nach unseren Erfahrungen. Als mir bewusst wurde, dass ich ganz vorne stand, traf mich, wie viele Chancen ich hatte – und wie anders diese Reihe für andere aussehen könnte. Es war zugleich demütigend, unbequem und unglaublich augenöffnend.

Zentrale Erkenntnisse
Das nehme ich aus Mollina mit:

  • Inklusion bedeutet nicht immer, laut zu sein — manchmal bedeutet es, zuzuhören.

  • Zusammenarbeit heißt nicht, eine perfekte Lösung zu finden, sondern unsere unterschiedlichen Realitäten zu verstehen.

  • Bewusstsein für Privilegien und psychologische Sicherheit sind die Ausgangspunkte echter Beteiligung.

Persönliche Reflexionen
Die Tage in Mollina waren voll, manchmal überwältigend, aber stets inspirierend. Zwischen neuen Begegnungen, tiefen Gesprächen und nächtlichen Reflexionen habe ich auch viel über mich selbst gelernt. Woher kommt meine Energie? Was hält mich engagiert? Was bringt mich zum Innehalten?
Als ich abreiste, fühlte ich mich geerdeter und bewusster – nicht nur in Bezug auf Jugendarbeit, sondern auch darauf, was Inklusion und Gemeinschaft in der Praxis wirklich bedeuten. Es erinnerte mich daran, dass Engagement nicht nur daraus besteht, Dinge zu tun, sondern präsent, aufmerksam und freundlich zu sein – zu uns selbst und zu anderen.